Interview mit Diego Robelo: Aquiares, ein Forschungszentrum mitten im Arabica-Paradies

Costa Rica ist ein Land, das in der Vorstellung vieler Leute einen besonderen Platz einnimmt.

Atemberaubende Strände, üppiger Dschungel (der sogar als Kulisse für den Kultfilm Jurassic Park diente) und geordnete politische Strukturen (vor allem im Vergleich zu den meisten anderen zentralamerikanischen Ländern).

Kurzum ein Paradies, und zwar auch für einen der besten Specialty Coffees der Welt. Ein nationales Vorzeigeprojekt mit einer Produktion auf höchstem Niveau, die seit langem einen wichtigen Platz im Exportgeschäft des Landes einnimmt.

Ein hohes Niveau, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Anbau von Kaffee wegweisend für die Modernisierung des Landes war. In nur acht Regionen wird ausschließlich Arabica angebaut. Acht Regionen und hunderte von Fincas – die Farmen, auf denen der Kaffee angebaut wird – forschen auf höchstem Niveau im Bereich der Kaffeesorten und Verarbeitungsprozesse. Einige von ihnen haben sich zu echten Attraktionen rund um die Plantagen entwickelt.

Diego Robelo und die Finca Aquiares

Wenn Diego Robelo, Geschäftsführer der Finca Aquiares, von seiner Arbeit erzählt, kann man sehr gut nachvollziehen, wie Farmen dieser Art Trends und Prozesse rund um die Specialty Coffees „von morgen“ prägen.

Um einen Einblick in die tägliche Arbeit auf der Finca zu erhalten, haben wir mit Diego darüber gesprochen. Das Interview gehört zur Reihe „Meet the coffee Farmer“. Diego Robelo ist der Eigentümer der Finca. Oder besser gesagt: Seine Familie ist es seit Generationen, aber heute ist vor allem Diego die gute Seele der Finca Aquiares. Eine Finca, die so viel mehr ist als nur ein Bauernhof: Nämlich eine echte Gemeinschaft von etwa 2.000 Einwohnern, die in voll ausgestatteten Wohnungen auf der Plantage leben können. Außerdem gibt es ein internationales Forschungszentrum für Kaffee, das mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen weltweit (und auch der SCAA) zusammenarbeitet.

Aus einer dieser Kollaborationen ist zum Beispiel auch der Kaffee „Entre Rios“ entstanden. Ein Mikrolot (zwischen zwei Flüssen, wie der Name ja auch schon sagt) mit Noten von Zitrusfrüchten, Kirschen und Karamell. Dieser Geschmack ist das Ergebnis eines innovativen Symbioseprozesses zwischen der Plantage und dem umliegenden Dschungel. Der Kaffee ist Rainforest-Alliance-zertifiziert und wurde 2021 mit 85,75 SCAA-Verkostungspunkten ausgezeichnet.

Geschichte, Sorten und Verarbeitungsprozesse in Costa Rica

Der Kaffee gelangte 1808 nach Costa Rica, zu einer anderen Zeit und auf anderen Wegen als in andere lateinamerikanische Länder. Und sofort wurde er zur wichtigsten Exportquelle des Landes.

In den ersten Jahrzehnten wurde der Kaffee aus Costa Rica vor allem nach Chile exportiert, von wo aus er nach Europa und vor allem nach Großbritannien verschifft wurde. Dort wurde dieser Kaffee unglaublicherweise als chilenischer Kaffee mit dem Namen „Café Chilene de Valparaíso“ verkauft.

Um auf diese Form der Werbung zu verzichten, aber auch, um einen direkteren Kommunikationskanal zu schaffen, stellte 1843 ein englischer Kapitän die erste Direktverbindung zwischen Großbritannien und Costa Rica her. Von da an brachten britische Schiffe den costaricanischen Kaffee nach ganz Europa und trugen dazu bei, das soziale Gefüge des Landes zu verändern.

Wie man sich vorstellen kann, entstand aus der Zunahme der Exporte eine neue soziale Klasse von wohlhabenden Bauern und Kaufleuten. Ihre Gewinne in Verbindung mit dem Bedarf an Infrastruktur, trugen zum Aufbau des Eisenbahnnetzes des Landes und ganz allgemein zur Modernisierung der gesamten Gesellschaft bei.

Heute gilt Costa Rica als die stabilste Demokratie Mittelamerikas, und obwohl Kaffee nicht mehr der wichtigste Exportartikel des Landes ist (Bananen spielen eine wichtige Rolle), ist er nach wie vor eines der Aushängeschilder für Qualität. Eine Qualität, die mit dem Aufkommen der Spezialitätenwelt weiter zugenommen hat.

Wie auf der Karte zu sehen ist, liegt Costa Rica zwischen zwei Ozeanen, genauer gesagt zwischen dem Karibischen Meer und dem Pazifischen Ozean. Zusammen mit den hohen Bergen (oft Vulkane), den vulkanischen Böden, den Niederschlägen und dem Reichtum der Vegetation ermöglicht dieser Faktor die Herstellung von Kaffees mit großem Körper und fantastischem Geschmack, süß und delikat, mit mittlerem Säuregehalt.

Wie aus dem Interview mit Diego hervorgeht, werden die costaricanischen Kaffees überwiegend nach der Methode washed verarbeitet. Angebaut werden vor allem die Sorten Typica, die brasilianische Caturra, Catuai, die sehr alte Bourbon, Gesha, Villablobos und seltener Rume Sudan. Aber auch typische costaricanische Sorten wie Obata, Marsellesa (Diego erzählte uns davon) und Villa Sarchi sind vor Ort zu finden.

Produktionsgebiete für Specialty Coffee in Costa Rica

Interview mit Diego Robelo: Aquiares, ein Forschungszentrum mitten im Arabica-Paradies
TUBS, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Central Valley

In dieser Region befindet sich die Hauptstadt San José. Das Central Valley war die erste Region in Mittelamerika, in der Kaffee angebaut wurde, auch wenn es heute nicht mehr zu den besten Anbaugebieten gehört.

Sarchi

Diese Stadt im West Valley ist die Stadt, die sowohl der berühmten Sorte Villa Sarchi (die hier um 1950 entdeckt wurde) als auch der gleichnamigen Kaffeeregion ihren Namen gibt.

Terrazu

„Terrazu“ ist eine Region im Landesinneren. Der Anbau erfolgt in Höhen von über 1.200 Metern, was die Entwicklung eines vollmundigen Kaffees und komplexer, feiner Aromen ermöglicht.

Tres Rios

Die Region „Tres Rios“ befindet sich in der Nähe der Pazifikküste. Der Kaffee wird hier in einer Höhe von bis zu 1.600 Metern angebaut, hauptsächlich auf den vulkanischen Böden des Vulkans Irazu.

Dieser Kaffee zeichnet sich in seinen besten Auslesen durch Süße und aromatische Finesse aus. 

Kaffee wird auch in vier anderen, weniger bekannten Gebieten des Landes angebaut: Orosi ist eines der geschichtsträchtigsten, während in den Regionen Turrialba, Guanacaste und Brunca aufgrund der hohen Niederschlagsmengen und der geringen Anbauhöhe kein besonders hochwertiger Kaffee angebaut werden kann.