Hier Ihr Espresso: 382 Euro, bitte

„Hier Ihr Espresso: 382 Euro, bitte“. Wie würde man auf diesen Satz reagieren? Tatsächlich gibt es einen Kaffee auf der Welt, für den man diese Summe auf den Tisch legen muss. Zumindest dann, wenn innerhalb der Supply Chain vom Erzeuger über den Röster bis hin zum Barista alles normal abläuft. Es handelt sich bei diesem ominösen Kaffee um den Panama Geisha, der Kaffee, den ein Preisrichter bei einem internationalen Kaffeewettbewerb nach der Verkostung mit den Worten kommentierte: „Ich habe Gottes Antlitz in der Tasse gesehen“.

Was ist das für ein Kaffee? Er wurde in Äthiopien entdeckt, von wo aus er nach einer langen Reise bis nach Panama gelangte. Dort blieb er im Dschungel und geriet zunächst für lange Zeit in Vergessenheit, bevor er zum Kaffee der Rekorde wurde.

In diesem Video aus der YouTube-Serie „Aprile un bar“ erzählen wir die Geschichte des Kaffees. Angefangen bei einer Erklärung, wie der Kaffeepreis zustande kommt, bis hin zum Unterschied zu Standardkaffee (den wir trinken, wenn wir schnell ein wenig Koffein brauchen) und dem Spitzenprodukt, dem Specialty Coffee.

Was bedeutet es, wenn wir von „Kaffee auf höchstem Niveau“ sprechen? Es bedeutet, dass der Kaffee feine, voneinander gut unterscheidbare, konsistent auftretende Aromen enthält, die einen bittersüßen Geschmack kreieren.

Eine Arabica Sorte mit langer Geschichte

Wie bereits gesagt, der Panama Geisha stammt aus Äthiopien. Aber wie kam er nach Panama und warum wurde er der teuerste Kaffee der Welt? Nach seiner Entdeckung wurden einige Proben an botanische Labors in Tansania und Mitte der 1950er Jahre einige Pflanzen nach Costa Rica geschickt. Von dort aus wurde er dann in weiten Teilen Mittelamerikas, einschließlich Panama, vertrieben.

Die Landwirte begannen mit dem Anbau: Sie stellten fest, dass die Sorte zwar gegen viele gängige Krankheiten resistent war, aber auch nicht sehr ertragreich. Keine gute Voraussetzung zu einer Zeit, in der der Fokus eher auf Quantität als auf Qualität lag.

1964 kauft der kalifornische Bänker Rudolf Paterson das Unternehmen Esmeralda im Norden Panamas, um sich nach seiner Pensionierung dort verwirklichen zu können. Kurze Zeit später übergab er das Unternehmen an seinen Sohn, der 1996 ein weiteres Unternehmen, Esmeralda Jaramillo, kaufte. Hier fanden sie auf einer Seite ihres Landes Geisha-Sträucher, die wohl nach den ersten Anbau-Versuchen als nicht lukrativ aufgegeben worden waren.

Sie begannen dennoch mit den Sträuchern zu arbeiten bis ihnen im Jahr 2004 endlich eine erste Verkostung gelang. Der Rest der Geschichte ist bekannt: 2005 erhielt er beim Cup of Excellence 94,6 von 100 Punkten, die höchste Punktzahl, die es bis dahin jemals gab.

Der legendäre Kaffee kostete im Jahr 2017 sage und schreibe 1.320 Euro pro Kilo. Im Jahr 2019 verlor das Unternehmen Esmeralda allerdings den Titel des teuersten Kaffees der Welt an einen anderen Geisha-Produzenten, ebenfalls aus Panama. Dieser verkaufte den Kaffee sogar zu 2.183 Euro pro Kilo.

Und das ist der Kaffee, den der Barista am Anfang des Artikels angeboten hat. Der Kaffee, der 382 Euro pro Tasse kostet (in einigen amerikanischen Bars gibt es ihn sogar für „nur“ 80 Euro).

Und wenn wir das nächste mal im Café sind, fragen wir uns: Wer kauft so einen Kaffee? Diejenigen, die auf der Suche nach einem einzigartigen, außergewöhnlichen Erlebnis sind. Ein Erlebnis, an das sie sich ein Leben lang erinnern und sie sagen lässt: „Ich habe einmal den teuersten Kaffee der Welt getrunken“ und vielleicht hat er nicht einmal geschmeckt…

Was lehrt uns diese Geschichte? Sie führt sowohl Verbrauchern als auch Barista vor Augen, wie groß die Vielfalt der Kaffeespezialitäten ist, wie viele Geschichten sie zu erzählen haben und wie viele Geschmacksrichtungen uns die vielen auf dem Markt erhältlichen Sorten bieten können. Auch ohne 382 Euro für einen Kaffee auszugeben.