Die Eröffnung eines Restaurants oder Cafés ohne jegliche Vorerfahrung ist definitiv schwieriger, als die Eröffnung eines Lokals ohne die nötigen finanziellen Mittel. Dennoch ist es möglich! Es folgen 10 Tipps, die dabei helfen.
Wie in so vielen anderen Angelegenheiten auch, hilft Erfahrung dabei Fehler zu vermeiden. Es heißt: Ein Experte ist einer, der viele Fehler gemacht hat und daraus gelernt hat.
Wer also keine Erfahrung hat, dem werden höchstwahrscheinlich einige Fehler unterlaufen. Je nach Ausmaß, fallen diese Fehler für einen Unternehmer (wer eine Bar eröffnet wird automatisch zum Unternehmer) mal mehr und mal weniger ins Gewicht.
In manchen Fällen sind die Fehler nicht gravierend, zum Beispiel im Fall von unpassend gewählten Tassen oder einem nicht vorteilhaften Auswahl an Süßigkeiten. Manchmal können Fehler allerdings auch sehr teuer werden, beispielsweise wenn sich eine große Vitrine für Gebäck als unnützlich heraus stellt, diese aber bereits bezahlt ist. Und schließlich kann es in manchen Fällen sogar sein, dass ein Fehler fatale Folgen für das Bestehen des Lokals hat. Das häufigste Beispiel dafür ist eine falsch ausgewählte Location. In diesem Fall hilft meistens nichts anderes, als die Bar zu schließen und an einer anderen Stelle neu zu eröffnen.
Erfahrung ist also ausschlaggebend, um Fehler zu vermeiden. Und wer aus seinen Fehlern lernt, sammelt mehr Erfahrung und weiß künftige Fehler zu vermeiden. All das gilt natürlich auch in der Gastronomie. Viele unterschätzen die komplexe und detailreiche Planung, die vor der Eröffnung eines Lokals durchgeführt werden muss und beginnen ohne die nötigen Vorkenntnisse.
Dieses Unterschätzen kommt zum einen häufig aus der fälschlichen Annahme, dass man für die Gastronomie keine großartigen Vorkenntnisse brauche. Andererseits wird häufig das Bild vermittelt, dass die Arbeit hinter dem Tresen der perfekte Weg sei, wieder “zu sich” zu finden. Unserer Erfahrung nach kommt dies vor allem bei Personen der etwas älteren Generation vor, die schon in anderen Bereichen gearbeitet haben und sich nun innerhalb von kurzer Zeit ‘zurück ins Spiel’ bringen wollen.
Wir haben im Folgenden 10 Tipps zusammengestellt, um denen zu helfen, die trotz fehlender Vorkenntnisse ein Lokal ohne Vorerfahrung eröffnen wollen (oder müssen).
1 – Hinter dem Tresen arbeiten.
Die beste Art und Weise zum Erfahrung über eine Bar zu sammeln, ist dort zu arbeiten. Hinter dem Tresen zu arbeiten hilft aus vielerlei Gründen: Man lernt Cappuccino und andere Getränke zuzubereiten. Wer vorher schon einmal in der strukturierten Umgebung unter der Anleitung von Experten üben möchte, dem legen wir die Kurse unserer Espresso Academy ans Herz. Wenn allerdings drei Kunden vor dem Tresen der Bar stehen und auf ihren Kaffee warten, befindet man sich schnell in einer ganz anderen Situation. Des Weiteren ist es auch hilfreich in einem Lokal zu arbeiten, um zu sehen was täglich an Ware geliefert wird, was nachbestellt werden muss oder wie Rechnungen erstellt werden. Man erfährt alltägliche Probleme wie verstopfte Toiletten und das Wichtigste von allem: Man bekommt ein Gefühl für den Umgang mit den Kunden. Nur wer wirklich hinter dem Tresen gearbeitet hat, kann von sich behaupten zu wissen, dass das wirklich die Arbeit ist, der er gerne machen möchte!
2 – Reisen.
Wer im Leben viel reist, sammelt viel Erfahrung. In unserem Fall trägt Reisen dazu bei, andere Möglichkeiten kennenzulernen. Man erhält neue Anregungen, manchmal sieht man dass eine vermeintlich grandiose Idee bereits anderswo ausprobiert wurde und nicht funktioniert hat, man lernt neue Produkte kennen und man lernt exzellente Arbeit von Misserfolgen zu unterscheiden.
Wer viel reist wird merken, dass (zumindest ein bisschen) die ganze Welt wie ein Dorf ist: Die Probleme mit denen ein Barista tagtäglich zu kämpfen hat sind oft überall auf der Welt die gleichen. Wer viel reist, lernt wie andere mit diesen Problemen umgehen und sie lösen.
3 – Lesen.
Es heißt: Lesen ist wie Reisen. Es existiert ein immenses Angebot an Büchern, Publikationen, Zeitschriften, Internetseiten und Blogbeiträgen, die sich mit allen Facetten des Gastgewerbes beschäftigen. Lesen Sie so viel wie möglich davon, analysieren Sie und lernen Sie! Unterhaltsame Lektüre können Sie auch in ein paar Jahren noch lesen…
4 – Reden.
Reden Sie mit den Leuten, ganz besonders mit Barista, Geschäftsführern, Unternehmern! Versuchen Sie, so viel wie möglich aus diesen Gesprächen mitzunehmen und eine Verbindung zu diesen Personen aufzubauen, die bereits in der Branche tätig sind. Diese werden von ihrer täglichen Arbeit erzählen, von ihren Erfahrungen, den Erlebnissen mit den Kunden und, besonders wichtig, auch von ihren Fehlern. So gelingt es womöglich, dass einem selbst nicht die gleichen Fehler unterlaufen.
5 – Sich einfühlen.
Versuchen Sie, sich in die Aspekte aus den Gesprächen mit den Leuten vom Fach hineinzuversetzen: Sind sie wirklich dazu bereit, jeden Morgen früh aufzustehen? Sind Sie dazu bereit abends auch mal länger im Lokal zu bleiben, um das perfekte Panino zu kreieren? Wie hätten Sie in dieser einen, bestimmten Situation mit dem Kunden reagiert? Sehen Sie sich als guter Unternehmer, der am Markt bestehen kann? Hören Sie gut zu und reflektieren Sie das, was sie gehört haben. Denn das wird dabei helfen, bei der Eröffnung des eigenen Lokals vorbereiteter zu sein auf das, was einen erwartet.
6 – Den Markt analysieren.
So machen es die großen Firmen, so sollten auch Sie es machen! Verbringen Sie Zeit in anderen Restaurants und Cafés, um zu sehen, wann wer vorbeikommt, was nachgefragt wird, wie das Personal mit den Kunden umgeht und wie das ideale Lokal strukturiert ist. Hilfreich kann es außerdem sein, sich auch mit der Umgebung vertraut zu machen, um sich die sozialen Aspekte des Viertels bewusst zu machen. Sich mit seiner Konkurrenz zu beschäftigen, hilft auch deren Erfolge und Fehler zu erkennen. Entwickeln Sie eine Strategie, wie Sie sich gegen Ihre Konkurrenz durchsetzen und versuchen Sie Marktlücken zu finden.
7 – Kurse belegen.
Je näher die Eröffnung rückt, desto nützlicher wird es, Kurse zu besuchen, um das Gelernte möglichst schnell anwenden zu können. In unserer Espresso Academy bieten wir ein breites Spektrum an unterschiedlichen Kursen: Barista Basic und Fortgeschritten, Bar Management, Latte Art, Patisserie und viele weitere.
Ein Kurs dient dazu, wie bereits bei Tipp Nr. 1 gesagt, sein Wissen zu erweitern und unter der Anweisung von Experten zu lernen.
8 – Üben, üben, üben.
Barista in einem Café zu sein bedeutet, dass vor den Augen der Kunden gearbeitet wird. Aus diesem Grund sollten Sie dies mit Stil und Sorgfalt und vielleicht mit einem kleinen bisschen an Exhibitionismus tun. Üben Sie solange, und sei es auch nur mit Wasser, bis Sie sich bereit für Ihre Bühne fühlen: den Bar Tresen.
9 – Eine neutrale Bar.
Es ist durchaus möglich, dass das Lokal gleich nach der Eröffnung erfolgreich läuft. Aber es kann auch sein, dass es anders kommt, als geplant. Beispielsweise kann es sein, dass ein breites Frühstücksangebot kreiert wurde, Sie aber nach ein paar Monaten merken, dass das Mittagessen deutlich mehr nachgefragt wird. An diesem Punkt stellt eine riesige Vitrine für Gebäck vielleicht ein Problem dar. Ratsam ist es deshalb mit kleineren Vitrinen oder working stations zu beginnen. Sollte später mehr Platz benötigt werden, empfehlen sich bewegliche Einrichtungsstücke.
10 – Keine Eröffnung ohne Geld.
Ob es einem gefällt oder nicht, um Fehler zu beheben sind finanzielle Mittel häufig sehr hilfreich. Versuchen Sie, nicht völlig mittellos bis zum ersten Tag zu warten, sondern legen Sie schon vorher Geld für Notfälle zur Seite. Das entspannt! Und wer entspannt an die Sache herangeht, kann sich darauf konzentrieren Kunden zu akquirieren, sich zu entwickeln und sich auf dem Markt zu positionieren.
Wir wünschen ein gutes Gelingen!
Special thanks to: Gabriele Cortopassi, aprireunbar.com.