Der kolumbianische Kaffee: ein Weltkulturerbe!

Sei es wegen gutem Marketing oder reiner Qualität (die es wirklich gibt und die man auch spürt), es gibt ein Land, das es wirklich  verstanden hat, seine Kaffeeproduktion zu einer Marke zu machen, die für Qualität steht: Kolumbien.

Dieses Land im äußersten Norden von Südamerika wird zumindest in der Welt des „Massenkaffees“ als Gipfel der Qualität gesehen. Der Erfolg kommt unter anderem auch von einer gelungenen Werbekampagne. Im Folgenden erfahrt ihr mehr über die Geschichte des Landes und seinen Kaffee.

Heute ist der kolumbianische Kaffee für seinen vollmundigen, aromatischen Reichtum bekannt. Um zu verstehen, wie etwas so Außergewöhnliches entsteht, müssen wir einen kurzen Blick in die Vergangenheit werfen. Denn dann sehen wir, wie eine Legende zur Geschichte des kolumbianischen Kaffees wurde.

Von den Jesuiten zum Weltkulturerbe

Es war der Jesuitenorden, der den Kaffee im 18. Jahrhundert nach Kolumbien brachte. Eine Zeit, in der die Kaffeepflanze gerade den gesamten südamerikanischen Kontinent eroberte. Einige Quellen berichten ganz speziell von einem Bruder Francisco Romero, ein Mönch in einer Kleinstadt in der Region von Santander. Es heißt, der Mönch habe sich als Strafe die Aussaat von Kaffee auferlegt…in der Tat, es ist harte Arbeit, bei der man sicherlich Buße tun kann!

Auf jeden Fall verbreiteten sich die „jesuitischen“ Methoden zum Anbau von Kaffee, die mitunter recht stumpf bzw. einfach gehalten waren, auch in andere Provinzen. So kam es, dass bereits Ende des 19. Jahrhunderts Kaffee das am häufigsten exportierte Gut des Landes war. Der Beginn des neuen Jahrhunderts stürzte die Branche jedoch in eine Krise: Zuerst brachen die Preise auf den internationalen Märkten ein (vor allem auch aufgrund des Kaffees aus Brasilien, der immer populärer wurde) und dann setzte der Tausendtagekrieg den Missständen auch noch die Krone auf.

Wie so oft gibt es aber dann letztlich doch immer jemanden, dem es gelingt, ein Problem in eine Chance zu verwandeln!

Tatsächlich gewann eine Gruppe von Kleinbauern die Oberhand, zuerst in den nördlichen Provinzen und dann im ganzen Land und organisierte sich im Jahr 1927 in der Federación Nacional de Cafeteros. Grundpfeiler ihrer Produktion war von da an die Erforschung immer besserer Qualität und die Anwendung von Verkaufsstrategien – für die damalige Zeit wirklich fortschrittlich und vorausschauend.

Zwei Dinge waren entscheidend: 1935 gründete die Federación das Forschungszentrum Cenicafè, in dem auch Sorten wie die sehr beliebte „Castillo“ entwickelt wurden, die gegen Rost und andere Mängel resistent sind.

Im Jahr 1958 entstand der „König der kolumbianischen Kaffee-Werbung: Juan Valdez. Eine fiktive Person, nämlich ein kolumbianischer Bauer, der auf einem Maultier Säcke mit Kaffee transportiert. Dieses Bild wurde so bekannt, dass es weltweit für den kolumbianischen Kaffee und die Federación stand. Diese gründete unter dem selben Markennamen auch eine Kette von Kaffeeläden.

Der immense Erfolg dieses Geschäftsmodells in den letzten Jahren hat zu einem weiteren Meilenstein geführt:  Der Deklaration des kolumbianischen Kaffees als UNESCO Weltkulturerbe im Jahr 2011. Folgendermaßen begründet: „Das Ergebnis eines Anpassungsprozesses der im 19. Jahrhundert angekommenen Siedler. Ein Prozess, der bis heute anhält und eine Wirtschaft und Kultur hervorgebracht hat, die bis heute anhält und tief in der Produktion von Kaffee verwurzelt ist.“ 

Eine Wirtschaft, die wegen ihres großen Erfolges sehr erfreut. Hunderte von kleinen un kleinsten Fincas, die ausschließlich hochwertigen Arabica Kaffee anbauen, schaffen Arbeitsplätze für über eine halbe Million kolumbianischer Familien.

Die Familie von Benedicto Ponti Vasquez, Kaffeebauern seit drei Generationen

Eine von diesen Familien ist die von Benedicto Ponti Vasquez, mit dem wir auch für unsere Interview-Reihe “Meet the coffee Farmer” gesprochen haben. Eine Familie, die auch uns bei Mokaflor sehr nahe steht. Denn Benedicto ist verheiratet mit Helena Oliviero, italienische Meisterin im Cup Tasting und Trainerin in unserer Espresso Academy.

Benedicto und Helena pflanzen seit langem Kaffee auf der zehn Hektar großen Finca „El Diamante“ in der Provinz Quindìo an. Außerdem seit Neuem auch auf der Finca „Palma Raja“, in der angrenzenden Provinz Tolima.

Im Interview erzählt uns Benedicto Ponti Vasquez auf lustige und gut verständliche Art von den Specialties, die auf seinen Produktionen in den Bergen angebaut werden. Außerdem auch von den Herausforderungen, der Nachfrage des Marktes mit Sorten wie Gesha oder Laurina nachzukommen sowie darüber, wie der Klimawandel die Besitzer von Kaffee- und anderen Lebensmittelplantagen dazu zwingt, in immer höhere Lagen zu ziehen, um Krankheiten und Schädlingen zu entgehen. Außerdem berichtet er auch von sehr amüsanten Details, zum Beispiel dass seine Mitarbeiter bei der Ernte den ganzen Tag lautstark lateinamerikanische Musik hören!

Anbaugebiete für kolumbianischen Kaffee

Wie wir nun bereits gelernt haben, waren das Investment in gutes Marketing und die Qualität des Kaffees die entscheidenden Faktoren, die Kolumbien zum Giganten im Kaffeegeschäft gemacht haben. Vermutlich ist es aber auch naheliegend, dass auch die Topografie des Landes ihren Beitrag dazu leistet: Berglandschaft, ideal für den Anbau von Arabica Kaffee!

Der kolumbianische Arabica wird auf einer Höhe von bis zu 2.400 Metern angebaut und das auf einem etwa 3.000 Kilometer langen Landstreifen, der sich vom Norden in den Süden zieht. Man hat das Gefühl, das ganze Land sei eine riesige Finca.

Tatsächlich wird der Kaffee allerdings nur in fünf Gebieten angebaut, die wiederum in zwanzig Provinzen unterteilt sind. Die zentralen Provinzen Caldas, Risaralda, Quindío und Tolima sind als das „Kaffee-Dreieck“ bekannt und sind die Regionen, in denen die Produktionsmenge sowie die Qualität des Kaffees am höchsten sind.

Caturra, Castillo, Maragogype, Typica, Tabi, Bourbon und Colombia sind die häufigsten Sorten, wobei, wie wir gesehen haben, auch die Neuheiten am Markt nicht fehlen. Obwohl jede Provinz diese Kaffeesorten mit klar definierten, eigenen Noten produziert, sind es immer die fruchtigen, blumigen, schokoladigen und haselnussartigen Aromen, die am meisten präsent sind.

Die Ernte läuft von Hand ab (auch charakteristisch für die Region) und die Drupen werden dann meist mit der washed Methode weiter verarbeitet. Noch zwei Aspekte, die den kolumbianischen Kaffee zu einem echten Weltkulturerbe machen!